Schreibwerkstatt Bremen Ost
3. Mo./Monat
Montags
von
14:30 - 16:30
Uhr in/im
Raum 1
Leitung:
Frau Löwenich
Kontakt:
Christine Löwenich

Wir treffen uns um uns gegenseitig in unserer Schreiberei zu unterstützen. Wir
sind offen für weitere Teilnehmende.
Eine Auswahl unserer Texte zum Sommer:
Der Sommer
Der Sommer hat viele Facetten.
Mal heiß und stickig oder kalt und nass.
Dann zeigt er sich wieder von seiner schönsten Seite.
Es ist warm und ein laues Windchen kommt auf.
Die Grillpartys laufen auf Hochtouren.
Die Hochzeiten haben ihre Hochkonjunktur.
So sitzen viele spät Abends noch draußen, bei Wein und Bierchen und lauschen den Zirpen der Grillen.
Manch einer sucht die Abkühlung im Wasser.
Freut und planscht wie ein Kind.
Das Lieblingsessen ist Pommes rot/weiß, Würstchen und Eis.
Margarethe Kramer
36 Grad
36 Grad, Badehose an, ab ins kühle Nass.
Freibadspaß vom feinsten.
Möchte man meinen, wären da nicht die nervigen Kinder.
Die rauben einem den letzten Nerv.
Sie springen vom Beckenrand, laufen einem vor die Füße und kreischen aus vollem Halse.
Ich wollte mich doch abkühlen im Wasser.
Ich wollte doch meine Ruhe.
Jetzt sitze ich im Schatten, umringt von Müttern, Vätern und Kind.
Margarethe Kramer
Sommerzeit
Der Spätsommer kommt mit mildem Wetter und warmem Licht. Die ersten Bäume werden mattgrün und vergilben langsam. Die Natur stellt sich um auf Reifung: alles, was im Frühjahr an Obstbäumen und Beerensträuchern von Bienen und Hummeln umschwärmt wurde, lenkt den Blick jetzt auf leuchtende Früchte und weckt die Vorfreude auf frischen Apfelkuchen und selbst gekochte Beerenmarmelade.
Beim Wohnblock gegenüber leuchten die Balkone in der Mittagssonne, bunte Sonnenschirme, Blumenkästen und allerlei Gartenmöbel verbreiten Ferienstimmung. Es ist so friedlich, die Kinder lärmen fröhlich auf dem Spielplatz, Radfahrer durchqueren geruhsam das Gelände, grüßen freundlich im Vorbeifahren. Die Uhr scheint stillzustehen, doch schon zeigt der Kalender wieder Mitte August, wo ist die Zeit geblieben?
Nach sieben Wochen Regen ist doch noch ganz viel Bedarf an lauen Sommerabenden mit Freunden, draußen auf der Terasse!
Also gut, ich gehe mal Äpfel ernten. Für einen Kuchen für ein paar nette Leute.
Barbara Helmke
Rostige Verlockung
Der Himmel war pastellblau und schwieg. Zarte Wellen küssten den Fuß der Klippen, Möwen glitten lautlos über das aufgeräumte Meer. Zwischen Krüppelbüschen und windschiefen Kiefern saß Walter auf einer Bank, als wäre sie eigens für ihn dort aufgestellt. Neben ihm Hilde, schweigend, die Finger in ihre Strickjacke gekrallt. Der Wind war sanft, fast höflich, und die Natur spielte Idylle wie ein gut geprobtes Theaterstück.
Noch zwei Tage, dann würde der Urlaub vorbei sein. Walter seufzte, seine Augen wanderte Abschied nehmend über Felsen und Ostsee. Dann kniff er sie plötzlich zusammen.
Direkt am Rand der Klippe, hinter einer Absperrung aus verblasstem Holz, stand ein Schild. Er konnte die Schrift nicht erkennen. Nur die Umrisse. Verrostet, schief – ein hässliches Rätsel inmitten der traumhaften Kulisse.
„Was meinst du, was da steht?“ fragte er Hilde beiläufig.
Hilde sah nur kurz auf: „Keine Ahnung, ist eh abgesperrt.“ Sie stand auf, schüttelte sich den sandigen Waldboden aus den Sandalen. „Lass uns gehn, wird langsam Zeit.“
Doch der Gedanke an das Schild saß fest. Was stand da wohl?
Das Schild wurde ein Ruf für Walter, ein Versprechen, ein ungeklärtes Geheimnis...
Etwas in ihm regte sich – ein Teil, den er lang nicht gespürt hatte. Abenteuerlust.
Ein stiller Beweis an sich selbst, dass er und sein Leben noch mehr waren, als Routine und Teebeutel.
In der Nacht, als Hilde schlief und das Haus schweigend war, schlich Walter sich hinaus. Der Himmel war nun nicht mehr pastell, sondern pechschwarz. Der Wind schnitt, er zerrte, und die Klippen wirkten wie zackige Zähne. Die Büsche, die Bäume wirkten fremd, krumm, drohend. Das Meer war nicht mehr ein freundlicher Begleiter, sondern eine rauschende, hungrige Stimme, die ihn herausforderte.
Er kletterte über die Absperrung. Jeder Schritt war unsicher. Der Boden bröckelte. Doch das Schild war nah. Er streckte die Hand aus. Es löste sich ganz leicht mit einem trockenen Knarren aus der Erde.
Der Abgrund lauerte nicht – er war einfach da.
Walter fiel. Langsam, trudelnd, ungeschickt, wie ein Sack Erinnerungen.
Er landete hart. Die Nacht im Gesicht und Sand im Rücken. Alles schmerze, doch das war Walter egal. Er lachte, er lachte laut, wild, frei mit Sturm und Meer. Das rostige Schild an seine Brust gedrückt wie einen Orden. Auf verwitterter Farbe stand in alten Buchstaben ein einfacher Satz: „Vorsicht - Absturzgefahr!
Christine Loevenich
Eine Auswahl unserer Texte zum Frühling:
Frühlingsgedicht von Tanja
Frühling, Frühlingshaft, was das mit den Menschen so macht.
Es gibt Kraft und nimmt den Menschen die Last.
Der Frühling, ja er erschafft!
Er schafft es alle froh zu machen und den Menschen zu geben ein Lachen,
Sie machen durch ihn Sachen, die sie sonst eigentlich nicht so machen.
Ein Mädchen streicht durch das Haar, das Haar des Freundes, denn Frühlingsgefühle sind wunderbar.
Wunderbar und einzigartig, machen einige sportinteressierte auf der Wiese Akrobatik.
Und so, so wart ich, jedes Jahr, auf den Frühjahrshype, denn Frühling das ist meine und auch deine Zeit
Schmetterlingslied von Christine Lövenich
Der Regen trommelt mit tausend feuchten Fingern an das Fenster. Dahinter graut ein trüber Morgen.
Mein Verstand versucht mühsam durch verworrene Alpträume ins Hier und Jetzt zu gelangen, ohne sich dabei zu verlieren. Ein Tag, an dem ich weiß, es wäre besser gewesen, im Bett liegen zu bleiben.
Widerwillig schäle ich mich aus den zerwühlten Decken. Mein linker Schlappen ist verschwunden. Also muss einer reichen. Fröstelnd schlurfe ich Richtung Bad, nicht ohne auf dem Weg dahin, dem Thermometer einen bösen Blick zu zuwerfen.
„Verdammt, es ist Mai! „
Ungerührt bleibt die Quecksilberzunge unter 12 Grad.
Also beschließe ich, extra heiß zu duschen. Von irgendwas muss mir ja warm werden. Doch das Wasser schafft es nicht, mir den Staub von der Seele zu waschen. Beim Blick in den Spiegel ist mir klar, ohne Plastische Chirurgie ist hier heute leider eh nix zu machen und zu allem Überfluss stolpere ich beim Verlassen des Badezimmers fast über Bodo.
In seiner Schnauze baumelt mein linker Schlappen. Etwas angeknabbert, etwas vollgesabbert – aber immerhin ist es wahrhaftig mein linker Schlappen. Ich greife danach und ziehe. Bodo zieht auch. Was für ein tolles Spiel mit Frauchen.
„Bodo, AUS!“
Ein erschrockener, Beagle zieht mit hängenden Ohren Richtung Körbchen davon. War ich zu grob? Egal!
Erst als ich dick verpackt mit Regenmantel und Gummistiefeln nach der Leine greife, traut sich Bodo wieder hervor. Gassi ist für ihn fast so schön, wie Fressen.
Wenigstens regnet es nicht mehr. Auch der Wind schweigt. Trotzig leuchtet der Ginster gegen das feucht-graue Leichentuch über mir.
Die ganze Welt ist eine große schlammige Pfütze und ich bemühe mich sehr, ihr auszuweichen. Bodo strengt sich kein bisschen an. Nach kurzer Zeit hat sein Fell die gleiche Farbe wie der der Schlamm des Weges.
Doch plötzlich erstarrt Bodo. Nase und Schwanz zittern.
„Was ist?", frage ich, halb ärgerlich, halb neugierig.
„Hörst du nicht?", fragt sein Blick. lch lausche, schüttele den Kopf, lausche erneut.
Doch - da – ja, ich höre es. Nicht besonders laut ist es, es klingt auch nicht besonders schön, aber irgendwo vor uns singt jemand fröhlich ein Lied.
Bodo sprintet los, ich hinterher. Jemand, der an so einem Tag ein Lied singt, den müssen wir uns beide ansehen.
Zwischen den dunklen Wolken quetscht sich ein Sonnenstrahl hindurch. Er streift die tropfenden Fliederzweige, legt sich auf Butterblumen und Gras.
Mitten in diesem zarten Lichtfinger tanzt ein Schmetterling und singt aus voller Lust am Leben.
Eine Weile sehen Bodo und ich sprachlos zu.
„Völlig absurd", denke ich, „so ein dummes Ding. Es ist doch nur ein Strahl, ein einziger Sonnenstrahl an diesem Tag, und er feiert ihn, als wäre es ein wolkenloser Sommer“
Wie viele Sonnenstrahlen lang dauert das Leben eines Schmetterlings eigentlich?
Und wie lange wohl meines?
Ich weiß es nicht…
Ungerührt von allen Sorgen tanzt der Schmetterling im dünnen Strahl. Er saugt das warme Licht ein, bis gar nichts mehr davon übrig ist.
Der Wind besinnt sich seiner Pflicht. Er zerrt an den Gräsern, den Zweigen und an uns. Der Schmetterling zwinkert mir zu.
„Muss weiter, Sonnenstrahlen suchen." Ich nicke verstehend.
Die Welt ist noch immer eine große schlammige Pfütze, doch ich weiche ihr nicht mehr aus. Ich patsche lachend durch sie hindurch.
Denn endlich weiß ich wieder, wie Wolken schmecken.
Frühlingstext von Nora
Er ist's (1829) E.Mörike (1804 – 1875)
Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!
Hast du jemals im Frühling ganz intensiv das erste Grün wahrgenommen?
Für mich gibt es keine schönere Farbe: kraftvoll, leuchtend, lichtes,
lebensvolles Frühlingsgrün.
Hast du jemals im Frühling aufmerksam die Entwicklung einer Blattknospe
beobachtet? Sie bringt ein kunstvoll gefaltetes Blatt hervor, das sich
Stück für Stück entfaltet. Ich staune dann immer wieder darüber, dass
dieses perfekte Kunstwerk in einer winzigen Knospe Platz fand. Frühling,
ja du bist's!
Frühlingsgedicht von Margarete
Frühlingsluft, Frühlingsduft, Blumenduft.
Die Natur erwacht aus ihrem langen Winterschlaf.
Die Pracht der duftenden Blumen erfreut die Gemüter der Menschen und Vögel.
Die Sonne räkelt sich aus ihrem Schlaf und wärmt die Herzen der Menschen und Tiere.
Vogelgezwitscher erklingt jetzt am Morgen, begrüßend den kommenden Tag.
Die ersten Insekten kommen heraus und lassen sich auf Blumen nieder.
Endlich ist der ersehnte Frühling da.
Vorbei sind die Zeiten von Kälte und Dunkelheit.
Jetzt ist die Zeit, der Wachstums gekommen.
Die Kinder spielen fröhlich zusammen.
Die Vorfreude wächst, der Tag wird lang.
Frühling von Sabine Jähne, Bremen, 17.05.2025
Johanna lief ihren täglichen Weg von der Bushaltestelle nach Hause. Ganz in Gedanken ließ sie ihre Arbeitswoche Revue passieren. Was war das wieder mal für ein Stress gewesen. Nun war aber Freitag und sie hatte den Nachmittag und noch das ganze Wochenende Zeit für sich. Sie freute sich darauf und überlegte, was sie unternehmen könnte. Sie ließ ihren Blick durch die Straße gleiten, die beidseitig mit Kirschbäumen gesäumt war. Plötzlich stutzte sie. Konnte das sein? Sie schaute genauer hin. Es war kein Trugschluss. Kleine grüne Knospen zeigten sich an den Zweigen der Kirschen und es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern bis diese aufbrechen würden. In den letzten zwei Wochen war es teilweise schon etwas wärmer gewesen. Trotzdem war die Winterkleidung noch nötig. Darum war Johanna diese Entwicklung in der Natur verborgen geblieben. Ein leichtes Lächeln umspielte Johannas Mundwinkel. Der Frühling hielt langsam Einzug. Wie schön! Auch wenn es noch etwas dauerte bis es wärmer werden würde, die Natur war nun nicht mehr aufzuhalten.
Zuhause angekommen, ging sie in den Garten und hielt nach weiteren Frühlingsbeweisen Ausschau. Tatsächlich! Dort leuchteten zaghaft die ersten Krokusse und die Tulpen und Osterglocken steckten vorsichtig ihre Köpfe aus der Erde. Natürlich würden sie sich mit dem Aufblühen noch Zeit lassen. Johanna wurde es leicht ums Herz. Der Frühling war da. Sie liebte diese Jahreszeit so sehr. Ein schon lange nicht mehr vorhandenes Glücksgefühl erfasste sie und sie überlegte, wie sie ihr Zuhause frühlingsfit machen könnte. Als wenn ihr ein Schleier von den Augen genommen wurde, entdeckte sie etliche Staubflusen in den Ecken ihres Wohnzimmers. Johanna war kein Putzteufel aber nun durchströmte sie neu entfachte Energie, die sie zum Frühjahrsputz motivierte.
Abends fiel sie erschöpft aber glücklich und zufrieden auf ihr Sofa. Sie goss sich einen Prosecco ein, rief ihre Freundin an, mit der sie sich für den nächsten Tag im Gartencenter verabredete. Schließlich musste der Frühlingseinzug mit frischen Blumen gefeiert werden. Außerdem wollten sie Pläne für einen gemeinsamen Sommerurlaub schmieden und in neuen Kochbüchern nach Rezepten für die erste Gartenparty stöbern. Schließlich war jetzt der Frühling da. Johanna war Feuer und Flamme. Da hörte sie die Wettervorhersage für die nächsten Tage: Schnee und Graupel, Temperaturen bis maximal 3 Grad. Johannes Euphorie schwand im Sekundentakt. Doch beim Blick auf ihr frisch geputztes Wohnzimmer wurde sie versöhnlicher. Auch wenn es mit der Gartenparty noch etwas dauern würde – der Frühling hatte bereits an die Tür geklopft und Johanna würde ihn jeden Tag etwas mehr begrüßen.
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Christine Löwenich
